Landesinformationen

Federal Republic of Nigeria (engl.) – Bundesrepublik Nigeria

Nigeria ist ein Bundesstaat in Westafrika, der an Benin, Niger, Tschad und Kamerun grenzt. Es ist mit Abstand das bevölkerungsreichste Land Afrikas und versucht sich nach Jahren der Militärdiktatur an seiner Demokratisierung und wirtschaftlichen Entwicklung. Nigeria konnte seine reichen Erdölvorkommen aufgrund von Korruption bisher nicht zur erfolgreichen Armutsbekämpfung nutzen.

Es ist ein Land mit großer kultureller Vielfalt: Im ganzen Land werden 514 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen. Außerdem sind hier zahlreiche westafrikanische Religionen anzutreffen. Allerdings herrschen auch oftmals mit Gewalt ausgetragene ethnische Konflikte zwischen dem muslimischen Norden und dem mehrheitlich christlich-animistischen Süden.

  • Wahlspruch: „Unity and Faith, Peace and Progress“ (engl. für „Einheit und Glaube, Friede und Fortschritt“)
  • Amtssprache: Englisch
  • Hauptstadt: Abuja
  • Staatsform: Bundesrepublik
  • Regierungssystem: Präsidialsystem
  • Staatsoberhaupt und Regierungschef: Präsident Goodluck Jonathan
  • Fläche:    923.768 km²
  • Einwohnerzahl: 152.217.341 (Zensus; Juli 2010)
  • Bevölkerungsdichte: 164,8 Einwohner pro km²
  • Währung: Naira = 100 Kobo
  • Unabhängigkeit: von Großbritannien am 1. Oktober 1960

Geographie
Nigeria liegt in Westafrika am Atlantischen Ozean und umfasst ein Gebiet von 923.768 Quadratkilometern mit einer Ost-West- und Nord-Süd-Ausdehnung von 1.200 beziehungsweise 1.100 Kilometern. Ein markantes Merkmal des Landes sind der südöstlich verlaufende Strom Niger und sein südwestlich verlaufender Nebenfluss Benue, die in Nigeria zusammenfließen und im Nigerdelta in den Golf von Guinea münden. Das Nigerdelta gehört zu den größten Flussdeltas der Erde und dehnt sich auf einer Fläche von ca. 70.000 km² aus.

Nigeria wird von zwei Klimazonen beeinflusst: tropisch feucht-heißes Klima im Süden mit einer ergiebigen Regenzeit, die von April bis Oktober dauert. Die Luftfeuchtigkeit liegt ganzjährig hoch, zwischen 85 und 95 Prozent. Die mittleren Temperaturen im südlichen Bereich Nigerias betragen ca. 30 °C. Nachts kühlt es meist nur wenig ab. In Nordnigeria herrscht Wüstenklima mit höheren Temperaturen und weniger Niederschlag als im Süden. Die Regenzeit des westafrikanischen Monsuns dauert von Juni bis September und die Trockenzeit mit Dürreperioden dauert von November bis März; der Harmattan bringt in dieser Zeit trockene heiße Luft aus der Sahara. Die Temperaturen können im Norden bis auf 50 Grad ansteigen. Allerdings ist hier die Luftfeuchtigkeit wesentlich niedriger und angenehmer. Die Temperaturunterschiede betragen bis zu 20 Grad zwischen Tag und Nacht. Die Regenzeit ist in Nordnigeria weniger ausgeprägt.

Bevölkerung
Nigeria hat eine Einwohnerzahl von 152,2 Millionen (Stand Juli 2012).
Die vorletzte Volkszählung fand vom 21. bis 28. März 2006 statt; sie ergab eine Gesamtbevölkerung von 140 Millionen. Die vorletzte Volkszählung von 1997 ergab eine Einwohnerzahl von 88,9 Millionen.
Die Lebenserwartung beträgt 51,3 Jahre bei den Männern und 51,7 Jahre bei den Frauen. Die Geburtenrate je 1.000 Menschen ist 45,4.
Die Todesrate je 1.000 Menschen liegt bei 15,4.

Volksgruppen
Die größten und politisch einflussreichsten Völker in Nigeria sind die in Norden lebenden Hausa und Fulbe, die zusammen 29 Prozent der Bevölkerung ausmachen und zur Gruppe Hausa-Fulani zusammengefasst werden, die Yoruba mit 21 Prozent in Südwesten und die Ibo mit 18 Prozent im Süden. Hinzu kommen etwa 400 zum Teil sehr kleine ethnische Minderheiten, unter ihnen die Ijaw (10 %) im Süden, die Kanuri (4 %) im Nordosten, die Ibibio (3,5 %) im Südosten und die Tiv (2,5 %) im Osten, sowie zahlreiche kleinere Völker wie die Umon.

Sprachen
Gesprochen werden vor allem Yoruba, Haussa, Igbo, Fulfulde und Kanuri sowie eine dreistellige Zahl anderer Sprachen – insgesamt 514 verschiedene Sprachen und Idiome; von diesen haben Ibibio, Tiv, Ebira, Igala, Edo, Izon, Nupe, Idoma und Efik jeweils mehr als eine Million Sprecher. Amtssprache ist jedoch die Sprache der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien, Englisch. Weitere Amtssprachen sind Igbo, Yoruba und Haussa. Der Alphabetisierungsgrad in Englisch beträgt inzwischen 53,3 % (bei Männern 61,3 %, und bei Frauen 45,3 % / Stand 2006).

Religionen
In Nigeria besteht eine kaum überschaubare Vielfalt an religiösen Gemeinschaften. Eine nigerianische Studie ermittelte 2003 Bevölkerungsanteile von 50,5 % für Muslime (vor allem im Norden) und 48,2 % für Christen (im Süden), davon sind 13,7 % Katholiken, 15,0 % Protestanten und 19,6 % andere, meist Mitglieder evangelikaler und pfingstlicher Kirchen. Auch zahlreichen anderen Schätzungen zufolge sind etwa 50% der Nigerianer Muslime, zwischen 40 und 46 % sind Christen und der restliche Teil bekennt sich zu einer traditionellen afrikanischen Religion. Einzelnen christlichen Schätzungen zufolge sollen hingegen Christen mit 50,8 % eine hauchdünne Mehrheit im Land stellen. Muslimische Mehrheiten gibt es aber auch in den überwiegend von Yoruba bewohnten und an Lagos heranreichenden südwestlichen Bundesstaaten Oyo, Ogun und Osun. Als Dachverband der nigerianischen Christen fungiert der Christian Council of Nigeria innerhalb des Dachverbandes der Christian Association of Nigeria. Obwohl kaum noch ein Zehntel der Bevölkerung Naturreligionen angehören, sind die Übergänge zwischen ihnen und dem Volksislam, dem Christentum westafrikanischer Kirchen und ihren lokalen Varianten fließend. Ahnenkult und Fetischismus spielen bei nigerianischen Christen und Moslems eine große Rolle. Insbesondere der Einfluss der Religion der Yoruba wird aus den Festlichkeiten in der heiligen Stadt Ile-Ife ersichtlich.

Es kam in der Vergangenheit oft zu Streitigkeiten zwischen den Religionsgruppen. Seit der Demokratisierung Nigerias 1999 nehmen Islamisierungstendenzen im ganzen Land zu. So wurde auf Druck islamischer Gruppen in den Bundesstaaten im Nordteil des Landes die Scharia eingeführt. Seither fielen Tausende religiösen Pogromen zum Opfer. Islamistische Gruppen wie Boko Haram setzen sich für die Einführung der islamischen Scharia in ganz Nigeria und das Verbot westlicher Bildung ein, was immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen mit Christen oder gemäßigten Muslimen führt. Von 1999 bis 2004 soll der Konflikt auf beiden Seiten etwa 10.000 Menschenleben gekostet haben. Bei wiederholten Übergriffen wie den Anschlägen auf christliche Kirchen 2011 kam es zu zahlreichen Toten, bei einem Anschlag gegen eine Koranschule wurden sieben Menschen verletzt.

Gesundheit
Kranke, Arme und Alte sind auf Familienhilfe angewiesen, nur Regierungsbedienstete kommen in den Genuss öffentlicher Fürsorge. Niedrige Einkommen, die schnell wachsende Bevölkerung und die leere Staatskasse führten zum Scheitern aller Pläne, ein Gesundheits- und Rentensystem zu schaffen. Epidemien fordern unter der unterernährten und schlecht versorgten Landbevölkerung oft Tausende von Opfern.

Die Gesundheitsbehörde National Agency for Food and Drug Administration and Control (NAFDAC), wurde 1993 gegründet und wurde bis 2009 unter der Führung von Dora Akunyili zu einer starken Organisation ausgebaut.

Wegen des aus religiösen Gründen verhängten Impfverbots in nördlichen Teilen Nigerias waren 2004 fast zwei Drittel der weltweit über 1.250 Polio-Fälle (Kinderlähmung) in Nigeria anzutreffen. Damals hatten die Behörden die Impfungen ausgesetzt, nachdem muslimische Geistliche das Gerücht verbreiteten, der Impfstoff mache unfruchtbar. Auch in die angrenzenden Länder wurde Polio durch dieses Verbot transportiert.

Die Trinkwasserversorgung im Land ist wie in den Nachbarstaaten Niger und Tschad sehr schlecht. Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein offizielles Menschenrecht der UNO, besitzt laut WHO und UNICEF nicht einmal jeder zweite nigerianische Bürger.

Bildung
In Nigeria herrscht eine neunjährige Schulpflicht vom 6. bis zum 15. Lebensjahr. Die Einschulungsrate von 93 Prozent ist im Vergleich zu den Nachbarstaaten relativ hoch. Dennoch besuchen inzwischen nur noch etwa 50 Prozent aller Kinder im Schulalter eine Schule.

Betrug der Bildungsetat 1985 noch 12,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, so sanken die Ausgaben 2003 auf 4,6 Prozent. Da deshalb der Besuch öffentlicher Schulen schon längst nicht mehr gewährleistet, Rechnen, Schreiben oder Lesen zu lernen, wächst vor allem in den Städten Lagos und Abuja die Zahl privater Bildungseinrichtungen, welche versuchen den Erwartungen der aufstrebenden Mittelschicht gerecht zu werden. Allerdings befinden sich Schulen und besonders Hochschulen in außerordentlich schlechtem Zustand. Hinzu kommt, bedingt durch ausbleibende Gehaltszahlungen, die geringe Motivation der Lehrkräfte und die enorme Zahl an Streiks, weswegen der Unterricht zuweilen vollständig unterbleibt. In einigen Bundesstaaten des Nordens sind alle Schulen geschlossen. Hier finden sich nur noch Koranschulen.

Verwaltung
Nigeria ist seit 1967 in Bundesstaaten eingeteilt. In mehreren Reformen wurde die Zahl der Bundesstaaten von zwölf auf heute 36 (seit 1996) erhöht. Vor der Neuordnung 1967 war Nigeria in Regionen, vor der Unabhängigkeit 1960 in Provinzen gegliedert.

Städte in Nigeria
Zu den Bundesstaaten kommt das Hauptstadtterritorium (Federal Capital Territory, FCT) um Abuja. Auf zweiter Ebene sind die Bundesstaaten in insgesamt 774 Local Government Areas (LGA) gegliedert. Besonders den Süden des Landes prägen eine sehr starke Urbanisierung und relativ große Zahl von Städten. Einer Schätzung von 2007 zufolge gibt es in Nigeria 68 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, darunter elf Millionenstädte. Die mit Abstand bevölkerungsreichste Agglomeration ist Lagos mit 10,404 Millionen Einwohnern. Weitere Städte sind Ibadan (5.509.000 Einwohner), Benin (2.572.000 Einw.), Port Harcourt (2.307.000 Einw.) und Kano (2.193.000 Einw.).

Wirtschaft
Mit einem nationalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 214,4 Milliarden US-Dollar zählt Nigeria zu den größten Volkswirtschaften Afrikas. Das Wirtschaftswachstum ist selbst für westafrikanische Verhältnisse sehr hoch. Doch das vergleichsweise hohe BIP mit durchschnittlich ca. 1450 US-Dollar pro Kopf ist äußerst ungleich verteilt. Ein weiteres gravierendes Problem stellt die Korruption, zudem ist die Wirtschaft wenig diversifiziert und stark von der Rohölausfuhr abhängig.

Zu den florierenden Gebieten zählen die Millionenmetropole Lagos sowie neuerdings auch die Hauptstadt Abuja. Weitere wirtschaftliche Zentren sind die Hafenstadt Port Harcourt und Kano im Norden. Da der Süden des Landes besser entwickelt ist, ziehen viele Menschen aus anderen Landesteilen aus wirtschaftlichen Motiven in den südlichen Landesteil des Landes. Insgesamt sind 29 Industriegewerkschaften im Dachverband Nigeria Labour Congress (NLC) zusammengeschlossen. Ferner gibt es auch Gewerkschaften leitender Angestellter sowie Gewerkschaften von Freiberuflern.

Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 21,8 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 13,7 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 4,8 % des BIP.
Die Staatsverschuldung betrug 2009 23,9 Mrd. US-Dollar oder 14,3 % des BIP.

2009 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

  •     Gesundheit: 5,8 %
  •     Bildung: 0,9 % (1991)
  •     Militär: 1,5 %

Geschichte
In vorkolonialer Zeit existierten auf dem Gebiet des heutigen Nigeria verschiedene Staaten, so z. B. die Yoruba-Königreiche Oyo und Ife im Süden, das Königreich Benin im Südwesten, das Kalifat von Sokoto im Nordwesten und die Emirate der Hausa im Norden, aber auch Gesellschaften ohne eine zentrale politische Autorität.
1861 begann die Kolonisierung Nigerias durch Großbritannien. 1960 erhielt Nigeria mit einer föderalen Verfassung die Unabhängigkeit.
Bis zum Jahre 1966 regierte Premierminister Abubakar Tafawa Balewa das Land, während der Unabhängigkeitspräsident Benjamin Nnamdi Azikiwe nur zeremonielle Funktionen innehatte.

Instabilität ab 1967 bis 1970
Nach zahlreichen inneren Unruhen, Wahlmanipulationen und Gewaltausbrüchen übernahm das Militär die Macht und beendete die I. Republik. Am 30. Mai 1967 wurde im Südosten Nigerias die Republik Biafra proklamiert, die mit dem Biafra-Krieg 1970 endete. Im Jahre 1975 wurde der Militärdiktator Yakubu Gowon unblutig durch General Murtala Mohammed gestürzt, der selbst sechs Monate später bei einem gescheiterten Putschversuch getötet wurde. Sein Nachfolger wurde General Olusegun Obasanjo, der das Demokratisierungsprogramm seines Vorgängers fortsetzte und 1979 die Regierungsgewalt an den zivil gewählten Präsidenten Shehu Shagari übergab. Die 70er Jahre waren ökonomisch durch einen massiven Ölboom gekennzeichnet, Nigeria wurde der größte Erdölexporteur Afrikas.

Militärdiktaturen ab 1983
Ende 1983 wurde die II. Republik unter Shagari gestürzt, General Muhammadu Buhari putschte sich an die Macht, wurde aber kurz darauf 1985 durch seinen Kameraden General Ibrahim Babangida in einem Palastcoup abgelöst. Babangida regierte bis 1993. Korruption und Repression stiegen während seiner Regierungszeit permanent an, ein Demokratisierungsprozess zur Gründung einer III. Republik endete als Fehlschlag, Babangida ließ die abschließenden Präsidentschaftswahlen annullieren. Nach dem Mordprozess des innenpolitischen Vertreters „Marcus L´Hoste“ trat er daraufhin im August 1993 die Macht an eine kurzzeitige Übergangsregierung („III. Republik“) ab, die schließlich dem Militärdiktator Sani Abacha noch im November desselben Jahres weichen musste. Es folgte eine der brutalsten Militärdiktaturen in der nigerianischen Geschichte, die u. a. durch die Hinrichtung der „Ogoni Nine“ (unter anderem Ken Saro-Wiwa) gekennzeichnet wurde, woraufhin Nigeria im Jahr 1995 mit sofortiger Wirkung aus dem Commonwealth of Nations ausgeschlossen wurde.

Demokratisierung 1998
Abacha starb im Jahre 1998, sein Nachfolger Abdulsalami Abubakar zog innerhalb eines Jahres ein eilig zusammengestelltes Demokratisierungsprogramm durch, das vor allem zum Ziel hatte, Nigeria wieder als gleichberechtigtes Mitglied in die internationale Staatengemeinschaft zurückzuführen. 1999 wurde der ehemalige Militärpräsident Olusegun Obasanjo als erster Präsident der IV. Republik vereidigt und 2003 in umstrittenen Wahlen für eine zweite Amtszeit bestätigt. Die IV. Republik war durch eine aktive Außenpolitik in der Lage, die Schäden der Abacha-Diktatur zu beseitigen (etwa durch die Wiederaufnahme ins Commonwealth), sah sich jedoch starken innenpolitischen Unruhen ausgesetzt, die bis heute andauern.

Politik
Präsident: Goodluck Jonathan (seit 2010)

Gemäß der nach amerikanischem Vorbild entworfenen Verfassung von 1989, die jedoch erst am 17. Mai 1999 in Kraft trat, verfügt Nigeria über ein präsidiales Regierungssystem mit einem Senat (109 Abgeordnete) und einem Repräsentantenhaus (360 Abgeordnete). Darüber hinaus gewährleistet die Verfassung ein Mehrparteiensystem und alle 4 Jahre stattfindende Wahlen. Der Präsident verfügt über weitreichende Vollmachten und ist sowohl Staatsoberhaupt als auch Regierungschef und Oberbefehlshaber der Armee. Der Vizepräsident tritt im Falle des Todes oder des Rücktritts des Präsidenten ohne Wahl an dessen Stelle.

Die vorletzten Wahlen, bei denen Umaru Yar’Adua mit 70 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt wurde, fanden im April 2007 statt. Im November 2009 erkrankte Umaru Yar’Adua an Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und wurde in Saudi-Arabien behandelt. Die Amtsgeschäfte wurden in dieser Zeit durch Vizepräsident Goodluck Jonathan geführt; die Mutmaßungen über die Amtsunfähigkeit des Präsidenten führten zu einer innenpolitischen Krise. Das nigerianische Parlament ernannte Jonathan am 9. Februar 2010 zum amtierenden Präsidenten und bereits am 17. März löste dieser die Regierung auf.

Kurz nach dem Tod Yar’Aduas am 5. Mai 2010 wurde Jonathan als Präsident vereidigt; bei den Präsidentschaftswahlen 2011 wurde er für vier weitere Jahre im Amt bestätigt.

Parteien
Seit der Aufhebung des Parteienverbots unter Sani Abacha im Jahr 1998 hat sich eine große Vielfalt an Parteien entwickelt. Bei den Wahlen 2003 ging die 1998 gegründete konservativ-liberale People’s Democratic Party (PDP) als stärkste Partei hervor. Weitere Parteien sind die konservative All Nigeria People’s Party (ANPP; hervorgegangen aus der All People’s Party), die liberale Alliance for Democracy (AD) und der ebenfalls liberale Action Congress (AC).

Menschenrechte
Die Situation der Häftlinge in den Gefängnissen ist nach Angaben von Amnesty International keineswegs zufriedenstellend.

Unmenschliche oder erniedrigende Behandlung auf Polizeiwachen und in Gefängnissen gehören demnach zur Tagesordnung. Die Gefängnisse sind nach wie vor überbelegt. Aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse und der mangelhaften Ernährung erkranken die Insassen in vielen Fällen an Tuberkulose, HIV und anderen schweren Infektionskrankheiten. Daher ist die Sterblichkeitsrate in den Anstalten sehr hoch. Die generelle medizinische Versorgung für die Gefangenen ist schlecht und politischen Gefangenen wird auch bei schweren Erkrankungen die ärztliche Behandlung verweigert. Folter und Misshandlung von politischen Gefangenen, aber auch von Straftatverdächtigen, durch Soldaten oder durch die Polizei sind in Nigeria nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen eher die Regel als die Ausnahme. Die Opfer werden direkt bei der Verhaftung gefoltert oder misshandelt, auch mit dem Ziel, Geständnisse von ihnen zu erpressen.

Die Anzahl der Hinrichtungen in Nigeria ist nach wie vor hoch, speziell im Norden des Landes. Seit 1983 wurden über 1.200 Todesurteile vollstreckt. Allein im Jahr 1997 wurden in Nigeria 33 Menschen hingerichtet und 43 zum Tode verurteilt. Etwa 800 zum Tode verurteilte Personen befanden sich 1997 noch in Haft. Im muslimisch geprägten Norden Nigerias kann die Todesstrafe auch bei Minderjährigen angewandt werden, da dort seit der Jahrtausendwende das islamische Recht, die Scharia, gilt. Zu den bereits Hingerichteten zählte auch der 17-jährige Chidiebere Onuoha, der im Juli 1997 vor Tausenden von Schaulustigen öffentlich erschossen wurde. Das UN-Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe hat Nigeria jedoch unterzeichnet, und mittlerweile auch ratifiziert.

Das Leben vieler Kinder in Nigeria ist gezeichnet von Armut, Krankheit und Entbehrungen. Viele sind gezwungen zu arbeiten. Ca. 13 % aller Kinder unter 14 Jahren verrichten Arbeit. Darunter werden auch viele von militanten Gruppen und Banden rekrutiert oder, teilweise sogar in andere Länder verschleppt um dort als Kindersoldaten in den Krieg zu ziehen. Ein besonderes Problem stellt auch die Situation der Mädchen dar. Sie werden in den Armeen und Rebellengruppen häufig Opfer sexueller Gewalt. Viele Kinder des Landes sind Aidswaisen.

Außenpolitik
Nigeria ist nach Ansicht vieler Beobachter der mächtigste Staat Westafrikas. Entsprechend hat es den Vorsitz der ECOMOG, des Sicherheitsapparats der ECOWAS inne. Darüber hinaus ist es Mitglied zahlreicher internationaler Organisationen, darunter:

  •     Afrikanische Union
  •     Commonwealth
  •     ECOWAS

Außerdem strebt Nigeria einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen an, in dem bisher kein afrikanisches Land dauerhaft vertreten ist

  •     NEPAD (welche auf Initiative Nigerias gegründet wurde)
  •     OPEC (seit 1971)
  •     OIC (seit 1986).

Nigeria ist Mitglied der Internationalen Kakao-Organisation.
2008 wurde ein seit 1981 bestehender, gewaltsamer Grenzkonflikt mit Kamerun endgültig beigelegt.

Sicherheit
Die Sicherheitslage in Nigeria gilt trotz der politischen Stabilität als nicht ausreichend. Während im Norden islamistische Tendenzen, unterstützt von Saudi-Arabien und dem Sudan, zunehmen und die christlich-animistische Minderheit im Norden immer stärker unter Druck gerät, gibt es im Süden des Landes – vor allem im Nigerdelta – Probleme mit verschiedenen Befreiungsbewegungen, welche den dortigen Machthabern und Konzernen vorwerfen, die Gewinne aus den Erdölexporten ausschließlich sich selbst zukommen zu lassen und die lokale Natur durch die Ölproduktion zerstören. Der State Security Service (SSS) ist der Inlandsnachrichtendienst Nigerias.

Quelle: www.wikipedia.de